KT_Top

Dirigent werden?

Der 20-jährige Tennstedt wird Geiger in Würzburg und Konzertmeister in Heidelberg. Nach einem Jahr zieht es die beiden zurück nach Halle. Dort findet Klaus eine Anstellung im Orchester und wird bald Stellvertretender Konzertmeister der 1. Geigen, mit seinen jetzt 23 Jahren der jüngste im Lande. 

Möglicherweise durch Überlastung entwickelt sich bei Klaus ein Ganglion, eine Geschwulst am linken Ringfinger. Und es wird nicht besser. Sein Lebensziel – Konzertmeister in einem großen Orchester – ist auf einen Schlag zertrümmert. Was nun?

Zum Glück wird er nicht gleich gefeuert. Da er sehr gut Klavier spielt und vom Blatt liest, setzt man ihn als Korrepetitor ein. Das heißt, er begleitet Sänger vom Klavier aus und spielt bei Proben. Das geht trotz des problematischen vierten Fingers ganz gut. Er dirigiert kleine Bühnenmusiken, hilft aus, springt ein, musiziert, was eben so ansteht.   Bild: Horst-Tanu Margraf

Ab der Spielzeit 1950/51 bekommt das Theater in Halle einen neuen Generalmusikdirektor: Horst-Tanu Margraf. Margraf erkennt das Talent des jungen Mannes und wartet auf eine Chance.

Klaus Tennstedt: Eines Tages wurde der Kapellmeister krank. Da war eine Oper auf dem Spielplan, die hieß Der Günstling von Rudolf Wagner-Régeny. Ich hatte die Oper vorher mit den Solisten einstudiert, ich kannte sie in- und auswendig. So sagte Margraf: „Willst du heute Abend einspringen?“ Ich dachte, der Mann ist verrückt. Ich habe noch nie vor einem Orchester gestanden, nie einen Taktstock in der Hand gehabt.

Kurt Masur: Der Chef hat ihn so geliebt, dass er sich in der Vorstellung neben ihn stellte, weil er nicht wusste, ob Klaus das schafft mit der Oper und auch, um notfalls einzuspringen.

Fortsetzung im Buch.

Please publish modules in offcanvas position.