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Herbert von Karajan und die Berliner Philharmoniker

Georg Wübbolt: Was hat Karajan an Tennstedt so geschätzt?
Peter Alward: Der war alte Schule Kapellmeister! Das ist etwas, das auch Karajan erkannte. Dieses erste Treffen da in Karajans Suite im Hotel Kempinski, – ich war nur in der ersten halben Stunde dabei – bis morgens um drei in der Früh saßen sie da und lachten und soffen und erzählten Geschichten und so weiter.

Das heißt, die beiden mochten sich auch persönlich?
Total, und das hat mir Karajan nachher auch bestätigt. Irgendwie eine Vermutung habe ich: Karajan sah in Klaus etwas, was er vielleicht selber gerne wäre, wenn er nicht diesem Drang zu Weltruhm und Glamour verfallen wäre. Er erkannte in Klaus den ehrlichsten Musiker; jemanden, der da war, weil er nur Musik machen wollte.

Und was empfand Klaus?
Peter Alward: Klaus war extrem nervös vor diesem Treffen. Er war in Panik. Als ich ihm erzählte: Herr Karajan möchte dich kennenlernen, wurde er aufgeregt: „Ja warum denn?“ Ich sage, wir wollen auch gerne in Berlin mit dir aufnehmen. Er hat deine Erste Mahler gehört, und er möchte wissen, was für ein Mensch du bist. Klaus war hochnervös. Er hatte so eine Fahne, Bierfahne, aber wie gesagt, die Zwei mochten sich auf Anhieb. So hat ihn Karajan öfter ans Pult seiner Berliner Philharmoniker gelassen. Und wir von der EMI durften aufnehmen, was wir wollten. Klaus kam öfter nach Berlin als viele andere Dirigenten. Er hat die Prüfung bestanden. Karajan hätte einen Hochstapler sofort erkannt. Und er sah in Klaus das, was er vielleicht gerne selber gewesen wäre.

25 Konzerte macht Tennstedt mit den Berliner Philharmonikern. Ab 1977 dirigiert er sie beinahe jedes Jahr mit je zwei bis drei aufeinanderfolgenden Konzerten. Viele davon werden für die Schallplatte aufgenommen:                                        Herbert von Karajan

Schumann: Konzertstück für vier Hörner 1978; Schumann: Dritte Sinfonie 1978 und Vierte Sinfonie 1980; Wagner: Ausschnitte aus Der Ring des Nibelungen 1980; aus weiteren Wagner-Opern 1982; Mendelssohn Bartholdy: Vierte Sinfonie „Italienische“ 1980; Bruckner: Vierte Sinfonie 1981; Schubert: Große-C-Dur-Sinfonie 1983, die Nr. 8 nach der aktuellen Zählung.

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