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Kiel

01 German Tennstedt Cover Ebook Web DE
Tennstedt beginnt seine Tätigkeit als Generalmusikdirektor (GMD) in Kiel am 15. September 1972. Der Vertrag läuft über vier Jahre bei einem Monatsgehalt von 3.500 D-Mark, was heute etwa 7-8.000 Euro entspräche. Für ein so großes Haus ist das weit am unteren Ende der Honorarskala.

Beinahe von Anfang an erweist sich der Neue als unbequem. Der Kieler Posaunist Dieter Reuland beschreibt die Stimmung im Orchester:

Dieter Reuland: Klaus Tennstedt war gefühlsbetont, sprunghaft, manchmal sogar jähzornig. Er hatte die vier Opern von Wagners Ring des Nibelungen übernommen und dirigierte sie auf seine Art: nicht so homogen, aber spannend. Hochinteressant dann seine Einstudierungen von Salome und Othello. Um ihn war manchmal eine gewisse Unruhe. Seine Art mit uns zu arbeiten war aber ganz ehrlich, er konnte uns mitreißen und im Konzert am Abend noch einen draufsetzen.

Robert König: Tenno - so wurde er genannt - hing über dem Orchester, es war in jeder Probe wie eine Aufführung.

Wir machten damals so zehn Dienste in der Woche. Wenn wir am Sonntag Dienst gehabt hatten und er bei der Probe am Montag gefragt wurde: Können wir nicht ein bißchen rücksichtsvoller arbeiten? Da ist der ausgeflippt, da ist der völlig aus´m Rahmen gekommen. Er hat sich dann mit den Musikern angelegt. Diese Situation, die ist leider öfter entstanden.

Immer noch ganz der Alte, könnte man sagen. Auch Gerda Angermann, damals von Tennstedt als Solo-Cellistin ins Orchester geholt, hat das erlebt:

Gerda Angermann: Die Stimmung im Orchester war oft angespannt, es gab da schon auch Diskussionen. Vor allem über die Art und Weise, wie er etwas äußert. Er hat nicht lange um Worte gerungen, sondern alles gleich ausposaunt, was ihm so einfällt. Die Musik war das Wichtigste. Und weil er eben musikbesessen war, war er auch sehr emotional. Das haben nicht alle vertragen.

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