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London Philharmonic Orchestra

London, diese Weltstadt und das London Philharmonic Orchestra (LPO) werden in jeder Beziehung zum Höhepunkt in Tennstedts Leben. Hier wird er endlich auf Händen getragen, als gäbe es immerwährende Flitterwochen zwischen ihm und seinen Musikern. Bei den meisten Chef-Beziehungen sinkt die Betriebstemperatur mit der Zeit, man kann sich irgendwann einfach nicht mehr sehen. Hier aber steigt sie von Mal zu Mal. Er muß nicht drücken und drängen, nichts durchsetzen gegen Widerstände. Man räumt ihm Steine aus dem Weg, macht es ihm so komfortabel wie möglich. Die Konzerte sind lange vorher ausverkauft. Jeder seiner Auftritte wird ein unwiederbringliches Fest. Als er krank ist, sehnt man ihn bang zurück in der Furcht, er könne nicht wiederkommen.
Rachel Masters, Harfe, LPO: Dieser Mann ist so außergewöhnlich, Ego auf richtige Weise, Musikalität, Seele, einfach absolut großartig. Ich habe jetzt so viele Sinfonien von Mahler gemacht, aber er ist der einzige, [zieht großen Bogen mit ihrer Hand], der die Reise der Musik versteht.

Judy Grahame, PR management: Er war nicht die Vorstellung der Leute davon, wie ein Maestro aussehen sollte. Er war nicht so kultiviert wie Muti oder Karajan; die schaut man an und denkt: Das ist ein großartiger Dirigent, aber bei Klaus: Wenn du in einem Raum mit 50 Leuten bist und Klaus säße irgendwo, würdest du nicht wissen, dass das ein großer Mann ist.

John Willan, Produzent & Manager:  Ich würde einen Muti nie auch nur anfassen, ihm auf die Schulter klopfen und sagen: "Hallo Riccardo!", aber bei Klaus könnte man das tun. Und Klaus war nicht weniger ein Musiker.

Laurie Lovelle, Kontrabass, LPO: Für mich war er wie ein in der Luft schwebender Raubvogel. Mit seinen ausgestreckten Armen [breitet die Arme aus], so hat er das ganze Orchester umschlossen. Und die Aufführungen waren einfach episch. Er hatte so eine Präsenz! In den Proben hat er nicht viel geredet, normalerweise brauchte er nur eine halbe. Er sagte dann [imitiert den deutschen Akzent und die krächzende Stimme]: "Ich möchte, dass ihr mir einhundert Prozent gebt, dann könnt ihr nach Hause gehen." (lacht)
Alle waren sehr, sehr traurig, als er krank wurde. So etwas wird sich nie wiederholen, die goldenen Tage. Das waren die goldenen Tage!

Erfahren Sie mehr im Buch: spannende Details über seine größten Erfolge, Welttourneen, Plattenaufnahmen, alle seine Aufführungen dort und – Absagen wegen Krankheit.

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