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Kaffeehausmusiker

Nachkriegswirren
Anita und Klaus sind in einer Nacht-und-Nebel-Aktion heimlich von zuhause abgehauen. Im bitterkalten Januar 1946 sind beide aus dem heimeligen Wohnzimmer in Halle nach Würzburg zu Verwandten aufgebrochen, um, wie sie sagen, „mal etwas Abenteuerlust zu entfalten.“

Die Stadt Würzburg, ziemlich genau zwischen Frankfurt und Nürnberg gelegen, erleidet noch in den letzten Wochen des Krieges ein mörderisches Bombardement. Die historische Altstadt wird fast komplett zerstört.

Anita Knoch: Wir kamen also in Würzburg am Bahnhof an, und da war schon ein großes Lager in dem Wartesaal ausgebreitet, wo man schlafen konnte. Bett an Bett, da lag jeder mit seinen Sachen drauf. Es sah ja schlimm aus in Würzburg. Es fehlte an Geld, es fehlte an allem, wir hatten das gar nicht richtig überlegt, eben jugendlicher Leichtsinn, und beide abenteuerlustig.  

Wir gingen kurz danach zu Onkel und Tante, und die fragten als erstes: „Seid ihr verheiratet?“ – Wir: „Nein.“ Dann haben die gesagt, da spielt sich gar nüscht ab, was soll das alberne Zeug.

Georg Wübbolt: Die haben Sie nicht aufgenommen?
Anita Knoch: Haben sie nicht, und da war Klaus schwer gekränkt. Also sind wir zwei oder drei Tage in dem Bahnhofs-Wartesaal geblieben, und ich habe gesagt: So geht das nicht weiter, jetzt müssen wir Geld verdienen.
Café Ludwig in der Kaiserstraße, ist ja die Hauptstraße, war ein Café, das noch stand. Da bin ich hin und hab´ gesagt, wir machen jeden Nachmittag von drei bis sechs und am Abend für Sie Unterhaltungs- und Tanzmusik, mit Geige und Klavier. Keine Ahnung, wie wir das hingekriegt haben, wir waren ja beide auf Bach getrimmt und Beethoven. Aber Klaus stellte sich vorne hin und geigte feste drauflos (lacht). Es war köstlich.

Aber irgendwann konnte ich einfach nicht mehr, Klaus auch nicht, der war fix und fertig. Ich hab´ dann vier oder fünf Wohnungen angeschaut. Hier in Würzburg ist man streng katholisch, und die Vermieter haben gesagt, wir kannten das ja schon: Sind Sie verheiratet?“ „Nein.“ „Dann können Sie auch keine Wohnung bei uns haben.“   Bild: Geiger Klaus Tennstedt 
Dann in der Gegenbaur Straße 1, da war eine Frau - ich muß wohl
erbärmlich ausgesehen haben, der muß ich leidgetan haben - und da sagt se: Ja, warum heiratense denn nich? Da hab´ ich gesagt, Klaus, jetzt gehen wir zum Standesamt und heiraten (lacht)." 

Wie geht es weiter? Das, und auch die wahren Gründe für dieses Abenteuer, erfahren Sie im Buch.

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